Gneypa

Wie alt Gneypa ist, weiß keiner so genau, womöglich nicht mal sie selbst.

Als Freda sie zu sich holte war sie schon ziemlich alt. Nur ihre Haare wurden bislang nicht weiß.

Es war eine der wenigen Reisen auf der Freda ihren Mann Wölsung begleitete. Während er Geschäfte abwickelte und Verhandlungen führte, schlenderte sie über den Markt, um Dinge zu kaufen, die in ihrer fernen Welt nicht zu finden waren.

Sie lief gerade an einem Stand vorbei, als ein feister, glatzköpfiger Mann in viel zu enger Kleidung laut seine „Ware“ anpries: „ … Der einbeinige Artist: er dreht Pirouetten, ohne das zweite Bein abzusetzen; die kleinste, buckelige, unproportionierte Zwergin die es gibt.“ Und da erspähte sie durch einen Spalt Gneypa, sehr klein, gedrungen, durch ihre Missbildung am Rücken gezwungen sich vornüber zu beugen und nur notdürftig bekleidet, um ihre körperlichen Unzulänglichkeiten keinesfalls zu bedecken.

Gneypa war Eigentum eines Mannes der eine Bude mit ungewöhnlichen Gestalten von Ort zu Ort, von Jahrmarkt zu Jahrmarkt fuhr. Menschen mussten Eintritt bezahlen um sie zu begaffen.

Freda war erschüttert! Sie eilte zu ihrem Mann, bat ihn um Hilfe und überredete ihn, Gneypa zu kaufen. Sie konnte es nicht ertragen, wenn Menschen sich über ihren Zwergwuchs amüsierten. Und das hier war mehr als grausam. Das konnte sie einfach nicht zulassen.

Und so kauften sie Gneypa, eine Tatsache über welche sie nie wieder ein Wort verloren. Sie nahmen sie mit nach Hause und Gneypa lebt seither in ihrem Haushalt, wie ein Familienmitglied.

Und sie ist dankbar! Sie verliert nie viele Worte, verehrt aber Freda zutiefst. Sie kümmert sich um alle häuslichen Angelegenheiten, nimmt ihr alles ab, was sie nur kann und verteidigt sie in allen Lebenslagen. Sie fegt den Hof, putzt das Haus und wäscht die Wäsche. Freda wollte das gar nicht, manchmal war es ihr unangenehm, aber im Laufe der Jahre hat sie aufgegeben gegen Gneypas Sturheit anzukämpfen und lässt es nun zu.

Jeder in ihrem Klan, in ihrer Gemeinschaft weiß, woher Gneypa kommt, obwohl eigentlich keiner darüber spricht. Man kennt sie eben. Vor allem weiß man, dass man niemanden finden würde der so loyal und dankbar Freda gegenüber sein würde.

How old Gneypa is nobody knows exactly, perhaps not even herself. As Freda took her to herself she has been quite old already. Only her hair had not become white.

It has been at one of the few trips Freda accompanied her husband Wölsung. While he did business and negotiations, she strolled around the market to buy things that were not yet to be found in their distant world.

She walked straight past a booth, as a fat, bald man in too tight clothes praised aloud his „goods“: „… The one-legged artist: he turns pirouettes without putting down the second leg; the smallest, humpbacked, disproportionate dwarf out there. „And when she peeped through a gap she recognized Gneypa, very small, stocky, forced by her deformity on the back to walk about crookedly and poorly dressed to cover her disability by no means.

Gneypa was owned by a man who drove a booth with unusual curiosities from place to place, from fair to fair. People had to pay admission to ogle them.

Freda was shocked! She hurried to her husband, asked him for help and persuaded him to buy Gneypa. She could not bear it when people amused themselves on dwarfism. And that was more than cruel here. She could just not allow it to happen.

And so they bought Gneypa, a fact about which they never lost a word. They took her home and since then Gneypa is living in their household, like a family member.

And she is grateful! Never lost a lot of words, but admired Freda deeply. She takes care of all the chores; she takes care of everything and defends Freda whenever necessary. She sweeps the yard, cleans the house and does the washing. Freda didn’t want it, sometimes it made her uncomfortable, but throughout the years she has given up fighting against Gneypas stubbornness and let it happen.

Everyone in their clan, in their community knows where Gneypa comes from, although no one actually talks about it. Just everybody knows – especially that you would not be able to find anyone who would be more loyal or grateful to Freda.